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                                 Vorab: 
                                Twister (Twister1200 oder auf Unity) ist unseres Wissens nach die
                                  einzige serielle Schnittstellenkarte auf dem Amiga die neben den
                                  üblichen Verfahren AFC anbietet. Warum das so wichtig ist,
                                  wird im Folgenden erklärt.  
                                Etwas Historie und Hintergrundinformation: 
                                Der Amiga war früher dafür bekannt, dass er einen Grossteil
                                  seiner Leistung nicht mit dem Hauptprozessor geboten hat, sondern
                                  mit seinem Chipsatz. Dieser hat eigenständig Tonerzeugung,
                                  Grafik und einiges mehr zur Verfügung gestellt. Leider mussten
                                  die Ingeneure damals aus Kostengründen darauf verzichten u.a.
                                  die Serielle Schnittstelle mit derartiger Eigenständigkeit
                                  auszustatten. Die serielle Schnittstelle besteht daher einmal aus
                                  einer Baugruppe im innern des Chipsatzes und zusätzlich aber
                                  auch aus einem sogennaten CIA oder Portbaustein (CBM8520). Dieser
                                  Baustein wurde bereits etwas verändert im C64 eingesetzt und
                                  ist für den Vorgänger des 68000er Prozessors gebaut worden.
                                  Der 68000er im Amiga muss beim Zugriff auf diese Chips auf 1/10
                                  seiner Geschwindigkeit abgebremst werden.  
                                In den frühen Jahren des Amiga fielen die Mängel durch
                                  sehr langsame Modems nicht auf. Wenn sogenannte Nullmodems betrieben
                                  wurden, waren die Probleme, die dann auftraten, bereits ein Ärgernis.
                                  Während der Chipsatz die Daten liefert, macht der Portbaustein
                                  das Handshake. Er sagt also wann neue Daten kommen, und wann die
                                  Gegenstelle einen Moment warten muss. Beim genauen Hinsehen hakt
                                  es hier recht deutlich. Der Chipsatz bietet immer nur je Platz für
                                  je ein zu empfangenes und abzusendendes Zeichen. Wäre hier
                                  nicht die Zweiteilung der Schnittstelle, könnte der Chipsatz
                                  eigenständig die Daten abholen und absenden. Genau das geht
                                  leider nicht! Es ist Software nötig (ein sogenannter Interrupt-Handler)
                                  die jedes Zeichen von der Schnittstelle abholt bzw. dort anliefert
                                  und nach Bedarf auch der Gegenstelle mitteilt, dass das System derzeit
                                  zu beschäftigt ist, und einen Moment mit Senden gewartet werden
                                  muss. Hier entstehen Probleme: 
                                
                                  - 
                                         
Der Prozessor für jedes Zeichen seinen normalen Arbeitsablauf
                                                unterbrechen. Dies ist selbst für eine moderne CPU mit
                                                einem sehr hohen Aufwand verbunden, da der innere Zustand der
                                                CPU gesichert werden muss und z.B. auch der Cache verloren geht.
                                                Bei 57.600 BPS in nur eine Richtung (beim Surfen ist das bereits
                                                mehr!) passiert diese Unterbrechung fast 6.000 mal pro Sekunde.
                                                Solche Interruptlast "verbrennt" jede Prozessorleistung. 
                                   
                                  - 
                                         
Da für das Handshake Software eingesetzt wird, ist es
                                                zwingend nötig, dass diese Software binnen einer 6.000tel
                                                Sekunde anspringen kann oder das empfangene Zeichen binnen dieser
                                                Zeit abgeholt wurde. Beim schlanken Konzept des Amiga ist das
                                                sogar oft möglich diese sogenannte Latenzzeit einzuhalten.
                                                Wohl jeder User dürfte allerdings bereits in Terminalprogrammen
                                                die Fehlermeldung "Hardwarepuffer übergelaufen"
                                                oder ähnlich beobachtet haben. Das ist genau das, was passiert,
                                                wenn die CPU eben nicht rechtzeitig das Zeichen abholen oder
                                                eine Pause signalisieren konnte. Es kam ein Zeichen an, was
                                                in der Hardware nicht gespeichert werden konnte und daher verworfen
                                                wurde. 
                                   
                                  - Dieser Punkt müsste eigentlich 2b heissen...:Zu diesen
                                         alten Problemen kommt ein weiteres dazu: Ein gut konzipierter
                                         Computer, der auch der Amiga mal war, benutzt die sogenannte Interrupts
                                         nur zur Signalisierung. Es gilt eine Konvention wonach jegliche
                                         Interrupt-Service-Routine nur eine minimale Unterbrechungszeit
                                         verursachen darf. Das Verschieben von Datenströmen läuft
                                         über DMA, den direkten Speicherzugriff der Erweiterung, ab.Leider
                                         ist das Mainboard eines jeden Amiga stark veraltet bzw. unpässlich
                                         geworden. Durch Chipsatzfehler und ungeeignetes Aufrüsten
                                         der Maschinen ist die Möglichkeit verloren gegangen, Zusatzkarten
                                         zu realisieren, die ebenfalls selbständig auf Daten aus dem
                                         Hauptspeicher zugreifen können. Dies ist besonders für
                                         Erweiterungen unglücklich, die einen konstanten Datenstrom
                                         benötigen, wie z.B. jegliche Soundkarten. Damit eine Soundkarte
                                         unterbrechungsfrei spielen kann, muss sie zwangsläufig den
                                         Interrupt zum "Datenschaufeln" einsetzten. Das hat aber
                                         zur Folge, das andere Erweiterungen, die ebenfalls konstante Datenraten
                                         erfordern, insofern darunter leiden, das die Reaktionsverzögerung
                                         auf Interrupt- Anforderungen deutlich ansteigt. Im Amiga, bei
                                         dem unnötigerweise extrem hohe Anforderungen durch die serielle
                                         Schnittstelle gestellt werden, ist es letztlich unzweckmässig
                                         eben diese Schnittstelle überhaupt zu nutzen, da es zwangsläufig
                                         zu erheblichen Fehlerraten kommen muss. 
 
                                 
                                In Hinsicht auf diese schweren Probleme ist es fast schon nebensächlich,
                                  wie hoch die BPS-Raten sind, die die Schnittstelle bieten kann.
                                  Als realer Durchsatz ist sowieso nur ein Bruchteil erzielbar. Bei
                                  dem verwendeten Leitungstreiber ist nach Norm nicht mehr als 115.200
                                  möglich.  
                                Was bieten heutige Schnittstellenbausteine? 
                                Für den Amiga gibt es serielle Schnittstellenkarten, die die
                                  geschilderten Probleme unterschiedlich effektiv beheben können.
                                  Alle neueren Erweiterungen nutzen die Familie 16Cx50 und lassen
                                  sich somit gut vergleichen. Eine grössere Zahl für
                                  das X erweiterte Fähigkeiten bedeutet, die man nutzen kann,
                                  aber nicht muss. Bekannte Bausteine sind der 450, 550, 650, daher
                                  wird der 16450 der hier mal Generation 1 genannt. 
                                
                                  - 
                                         
Generation: Der 450 ist in alten PCs im Einsatz,
                                                bei denen man sich beim PC wundert, warum trotz 115.200 BPS
                                                nur die Daten mit 10% der möglichen Bandbreite durch das
                                                Kabel tröpfeln. Ein nicht besonders attraktiver Chip. 
                                   
                                  - 
                                         
Generation: Der 550 bietet je 16 Zeichen Puffer
                                                zum Senden und Empfangen. Wenn man ihn denn voll nutzen könnte,
                                                bräuchte die CPU nur noch für alle 16 Zeichen einmal
                                                im Arbeitsablauf unterbrochen werden. Zumindest beim Senden
                                                funktioniert das auch gut. Beim Empfangen machte man jedoch
                                                die Erfahrung, dass man letztlich wieder fast jedes Zeichen
                                                einzeln abholen muss, damit auch die Puffer-Überlauf-Fehler
                                                im Rahmen bleiben. Natürlich sollte die Serielle nun ja
                                                auch schneller betrieben werden, als alte Lösungen. Die
                                                CPU-Last erweist sich schon beim Surfen mit einem einfachen
                                                Modem als noch immer sehr hoch.  
                                   
                                  - 
                                         
Generation: Mit diesen Erkenntnissen wurde der 650er
                                                Baustein gebaut. Erstmals in dieser Serie waren Sende und Empfangspuffer
                                                hardwaremässig mit den Handshakeleitungen der Schnittstelle
                                                verbunden. Weiterhin wurde die Grösse des Puffers auf je
                                                32 verdoppelt. Wenn der Chip bemerkt, dass er keine Zeichen
                                                mehr empfangen kann, kann er der Gegenstelle unmittelbar eine
                                                Pause signalisieren. Die Arbeit der CPU und Software beschränkt
                                                sich darauf zu warten, dass Sende- bzw. Empfangspuffer mittels
                                                Interruptanforderung einen bestimmten Füllstand über-
                                                bzw. unterschreiten und dann Daten zu verschieben. Das Verfahren
                                                nennt sich automatic data flow control oder auf deutsch:
                                                automatische Datenflusssteuerung. Während die Bufferung
                                                nun optimal und mit minimaler CPU-Last funktionerte, wurde ein
                                                weiteres Problem bemerkt. Gegenstellen, die ihr Handshake sehr
                                                langsam machen (z.B. ein DSP in einem Modem, der das nebenbei
                                                macht) verursachen unnötige Pausen im Datenstrom. Dieses
                                                wiederum setzt die Gesamtübertragungsleistung herab. Wenn
                                                eine höhere BPS-Rate angewählt werden kann, lässt
                                                sich das oft verschmerzen, da der erwünschte Durchsatz
                                                erreicht wird. Manchmal geht das aber eben z.B. bedingt durch
                                                das Modem nicht.  
                                   
                                  - 
                                         
Generation: Wiederum aus diesen Erfahrungen wurde der
                                                750 konzipiert. Neben der Verdopplung der Puffer auf
                                                je 64 Zeichen ist bei diesem Baustein das Auto-Flow so erweitert
                                                worden, dass letztlich eine Anpassung an die Gegenstelle
                                                möglich ist. Das Resultat ist ein gleichmässigerer
                                                Datenstrom. Nicht im Amiga verwendet, da wenige DM teurer. 
                                   
                                  - 
                                         
Generation: Der 850 stellt das derzeitige Flaggschiff
                                                der Familie da. Allerdings wurde lediglich die Grösse des
                                                Buffers nochmals auf je 128 Zeichen verdoppelt. Der Grund dafür
                                                war der Bedarf die Last, die die IRDA-Schnittstelle, die beim
                                                750 eingebaut wurde, nochmals zu reduzieren. Das Autoflow Konzept
                                                funktioniert perfekt und lässt sich wohl nichtmehr
                                                verbessern. Aus Kostengründen nicht nicht im Amiga verwendbar. 
                                   
                                 
                                Was bietet welche Amiga-Karte? 
                                Dazu wollen wir uns nicht mehr äussern, da es viel Geschrei
                                  darum gab. Festzustellen bleibt nur, dass Twister die einzige
                                  Erweiterung ist, die wenigstens sowohl den 16C650 einsetzt, als
                                  auch Treibersoftware besitzt, die die Auto-Flow-Fähigkeiten
                                  auch aktiviert. Zusätzlich besitzt sie wie nur eine deutlich
                                  teurere Karte einen Leitungstreiber, der typisch 691.200 BPS sicher
                                  überträgt. Da dem einfachen User die Notwendigkeit von
                                  Autoflow offenbar nicht klar ist, und somit ein höherer Preis
                                  zum Verkaufsnachteil wird, musste auf den Einsatz des 750 und 850
                                  bislang leider verzichtet werden, da er die Karten um weitere 10,-
                                  DM verteuert. Wie bereits angedeutet, kann es bedingt durch ein
                                  langsames Modem dazu kommen, dass die Übertragungsleistung
                                  zu wünschen übrig lässt. In diesem Fall kann man
                                  mit einem Tool Auto-Flow ausschalten. Im Genuss des grossen Pufferspeichers,
                                  verglichen mit dem 550, bleibt man dennoch. 
                                Ein Blick zu anderen Computern: 
                                Wer erwartet, dass andere Computersysteme moderne Chips als Hardware
                                  nutzen, wird zumindest beim heutigen PC eines Besseren belehrt.
                                  Es gab zwischenzeitlich tatsächlich mal Geräte, die den
                                  Chip benutzen, den auch Twister benutzt (16C650). Da ein normaler
                                  User das offensichtlich mangels Kenntnis preislich nicht würdigt,
                                  sind gute Lösungen nur noch als teure Zusatzkarten erhältlich,
                                  die bei Profi-Usern sehr beliebt sind, weil fast beliebig viele
                                  Ports stabil und mit relativ wenig Systemlast betreibbar sind. Die
                                  Macs haben seit den ca. 1991 Bausteine im Einsatz, die eigenständig
                                  die Daten in den Hauptspeicher transportieren. In den PowerMacs
                                  waren so störungsfreie Übertragungsleistungen mit 230.400
                                  BPS bis hoch auf knapp 1.000.000 BPS bei sehr hohem Nutzungsgrad
                                  möglich (heute ist dort nur noch USB on Board).  
                                  
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